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Toots Tell Time To Steam Lovers 1
(Tuten erzählt die Zeit den Dampf-Liebhabern)

© Christian Borck, Breuberg 1999


Die Dampfuhr von Vancouver
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Anmerkung:
Dieser Vortrag wurde von Christan Borck auf dem Jahrestreffen 1999 des DGC-Fachkreises Turmuhren in Mindelheim gehalten und  auch im DGC-Jahrbuch 1999 (Band 38) veröffentlicht. Dieses Buch mit zahlreichen weiteren interessanten Artikeln ist über die Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie e.V. zu beziehen. Und Christian ihn nun auch der UhrenHanse zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.. Dafür eine herzliches Dankeschön. Fragen und informationen an/für den Autor Christian Borck.

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Einleitung

Vor einigen Jahren hielt ich einen Dia-Vortrag zum Thema "Uhrtürmchen" bei der Uhren-Vereinigung Chronos in Frankfurt.

Uhrtürmchen waren kleine Turmuhren , die, z.B. eingebaut in kleinen Gehäusen oder Sockeln von großen Kandelabern, an öffentlichen Plätzen die Zeit angezeigt haben. Ich hatte den Vortrag um heutige öffentliche Uhren auf Plätzen und an Gebäuden unterschiedlichster Art sowie an mit Kunstinstallationen verbundenen Uhren erweitert (z.B. Sonnenuhrenpark Düsseldorf, Börsenuhr Frankfurt etc.)

In letzter Minute erreichte mich damals ein Faltblatt über die Dampfuhr in Vancouver, das ich übersetzte und noch mit in den Vortrag einband. Diese Uhr soll hier das Thema sein, denn sie hat mich in der Folge einfach nicht losgelassen.

Die Unterlagen erreichten mich im Laufe der Zeit über unterschiedliche Wege. Ein weiter Bogen spannt sich hier von Telefonaten, Schriftverkehr, Zufälle, Bekanntschaften ( siehe DGC Mitteilungen 77,Seite 40) und letztlich der Besuch meines Neffen während seiner Hochzeitsreise direkt beim Hersteller.

Hervorheben möchte ich zu Beginn, daß die Uhr in Vancouver nicht – wie angenommen- die einzige Dampfuhr ist !

Zum einen baute Ray Saunders bereits eine zweite, fast gleiche in Japan ( siehe Referenzen), zum anderen geht aus einem Leserbrief in der Fachzeitschrift ‚Clocks‘ der NAWCC ( North American Watch And Collectors Club ) hervor, daß an der Kreuzung Kings Road mit Sidney Street im Londoner Stadtteil Chelsea am ‚Farmers Market‘ ebenfalls eine Dampfuhr steht.

In Planung wurde auch eine Dampfuhr während des ‚science-by-mail programms des Museum of Science, Boston, durch Shoshanna Ebersole aufgenommen. Die Herstellung wurde von Ray Saunders autorisiert.

Gerüchteweise hörte ich zudem, daß es in Berlin um die 30er Jahre unseres Jahrhunderts ebenfalls eine derartige Uhr gegeben haben soll.

Für jegliche Hinweise ist der Verfasser dankbar.

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Die Stadt Vancouver

Vancouver ( 1,8 Millionen Einwohner) wird auch die "Perle des Pacific" genannt. Das milde Klima und der hohe Freizeitwert machen die Stadt zu einem Touristenziel. Nicht nur die Weltausstellung 1986 mit u.a. seiner 17 Stockwerke hohen gläsernen Kugel "Science World", sondern auch der ehemalige Marinestützpunkt der als "Stanley Park" mit seiner "Seawell Promenade" lockt, sowie der Hafen mit dem auf die nautische Vergangenheit anspielenden Dachspitzen aus deshalb mit schneeweißen Segeln bedeckten "Canada Place" sind die Attraktionen der Stadt. Letztere als Kongresszentrum und Pier für Kreuzfahrtschiffe. Auch das größte Chinesenviertel Kanadas befindet sich in Vancouver. Die Hauptstraße der Stadt, die Robson Street, befand sich bis vor 30 Jahren fest in deutscher Hand. Heute strahlt sie als Flaniermeile internationalen Flair aus.

Was für Paris das Stadtviertel Montmartre, ist für Vancouver Gastown. Hier stehen die Künstler mit Staffeleien und porträtieren z.B. die Touristen, Gaukler zeigen ihre Kunsttücke und zahlreiche Restaurants locken.

In "Gastown" schlägt – nach einigen restaurativen Bypässen der Stadtverwaltung- wieder rythmisch das alte Herz von Vancouver. Dies ist der Ort, wo für Kanadas drittgrößte Stadt ( nach Toronto und Montreal ) im vorigen Jahrhundert alles begann.

Zunächst kam im Jahr 1867 ein versprengter Goldsucher namens John Deighton, der , weil er gern und viel nutzloses Zeug redete, auch "Gassy Jack" genannt wurde. Er brachte seine indianische Frau, die Schwiegermutter, einen Hund und ein Faß Whisky an die noch öde, aber geschützte Stelle an der pazifischen Burrard-Bucht. Als Frontiersmann mit ungebremstem Unternehmergeist gründete er sogleich den ersten Saloon. Die Kneipe war so erfolgreich, daß hinzuziehende Holzfäller, Papiermühlenarbeiter und leichte Mädchen bald eine kleine Siedlung füllten.

Die Pioniere hatten einen feinen Sinn für Humor und benannten ihre Stadt der Einfachheit halber nach dem Kneipenwirt ‚Gassy‘ Jack Deighton "Gastown". "Gassy Jack" wurde sogar, gestützt auf eine alte Fotografie, ein Denkmal gesetzt. Freilich ist niemand sicher, ob der bärtige Geselle auf dem Bild tatsächlich der Gatte der Indianerfrau war...

Hier irren also Besucher und Einheimische manchmal unter dem Eindruck, das Wort ‚Gas‘ in Gastown sei zurückzuführen auf den ‚Dampf‘ der Dampfuhr; dem ist nicht so.

Ein paar Jahre später änderte man mit zunehmendem Bedürfnis nach Respektabilität die Bezeichnung in "Granville Townsite". Als sich das Städtchen aber nach dem Bau der transkontinentalen Eisenbahn anschickte, eine ernsthafte Stadt zu werden, war auch das nicht mehr gut genug. Zu Ehren des berühmten Seefahrers, Kapitän George Vancouver, wurde die künftige Metropole ein weiteres Mal klangvoll umbenannt.

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Inzwischen ist "Gastown" als kanadisches Pöseldorf so gepflegt mit der nostalgischen Patina des gefällig unechten überzogen, daß es inmitten der Skyline von Vancouver überzeugend historisch wirkt, Galerien und Souvenirläden, Pubs und Buchhandlungen, Boutiquen und Antiquitätengeschäfte sorgen für Flair und Geschäftigkeit.

Die Hauptattraktion von Gastown und die, noch symbolträchtigere Ehrung ihres Gründervaters ist indes die erste Dampfuhr der Welt . Sie wird von Passanten und Touristen in Trauben umlagert, wenn sie jeweils zur vollen Stunde nach der Westminster Glockenschlagmelodie des Londoner Parlaments laut und vernehmlich pfeift. Wenn dieses seltsame Spiel anhebt, stößt die Uhr aus fünf Pfeifen Wolken wie ein Diesel Motor aus, wobei die Stunden mit der größten Pfeife oben in der Mitte geblasen wird. Alle Viertelstunde beschränkt sich die akustische Aufführung auf eine reduzierte Handvoll leicht erkennbarer alt-englischer Töne.

Dampf ? Im Laufe der Jahrhunderte haben viele Technologien geholfen, den Verlauf der Zeit zu messen. Sonnenuhren, Wasseruhren, Sanduhren, Lampenuhren und so weiter. Gravitätsantriebe, Federkraft, Elektrizität waren u.a. die unterstützenden Energielieferanten – aber Dampf ? Dampf wird nicht oft mit Uhren assoziiert, natürlich denkt jeder zunächst an die gute Art und Weise und den gleichen Dunst, der die Lokomotiven in den vergangenen Zeiten angetrieben hat.

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Die Uhr und Ray Saunders
zum Bau einer Dampfuhr bei Landmark siehe auch http://www.landmarkclocks.com/design.htm

Gebaut wurde das Unikum an der Ecke der Water- und Combi-Street von Ray Saunders, einem Uhrmacher aus dem Viertel , Gründer und President von Landmark Clocks International. Saunders , in Vancouver geboren, studierte an der ‚Vancouver School of Art‘ Kunst, bevor er eine Lehrzeit am Clock und Watch Center absolvierte. Nach der Graduierung arbeitete er 10 Jahre in ‚Woodwards department store‘ als Schätzer, um Reparaturen durchzuführen und Uhrenabteilungen in neuen Geschäften zu planen. Diese Firma verließ er 1970 um seine eigene Firma aufzumachen.

Spezialisiert im Verkauf, Reparatur und Restauration von mechanischen Zeitmessern – alten und modernen – plant und baut Saunders auch Matall - Skulpturen Uhren. Er ist schon immer an öffentlichen Uhren interessiert und die Dampfuhr war sein erster Auftrag.


Zum Hören des Dampfuhrenklanges bitte anklicken

.. die tutet tatsächlich so "heiser" - auch läßt irgendein Ventil ständig Dampf ab, so daß die Uhr immer etwas "raucht" ..

Er stützte sich dabei auf einen Orginalentwurf aus dem 19.Jahrhundert aber es bedurfte noch der Hilfe des Ingeneurs Douglas Smith und eines Stadtrates, bis das neue Wahrzeichen von Gastown im Jahr 1977 aufgestellt wurde. "Ich machte keinen Gewinn, gerade mal ausgeglichen", erzählte Saunders mal, aber es war eine große Sache für seine Reputation.

Auf die Frage eines Physik- Mitarbeiters der Uni Michigan antwortete Ray Saunders übrigens, er habe keine Pläne !

Was wiederum für jemanden, der so etwas das erste Mal macht, typisch ist.

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In ein massives Bronzegehäuse gehüllt, birgt die Standuhr eine fein ausgeklügelte Mechanik mit Stahlgewichten. Angetrieben wird das schwere technische Meisterwerk und damals fast 50000 kan. Dollar gekostet hat, von der stadteigenen unterirdischen Zentralheizung. Zwar kann die Kunst, rechtzeitig und regelmäßig Dampf abzulassen, nicht ganz mit der modernen Quarzpräzision konkurrieren. Die Dampfuhr übertrifft an Genauigkeit aber allemal jede der unzuverlässigen antiken chinesischen Wasseruhren. Auch ist sie der Sonnenuhr eindeutig überlegen, weil jener Himmelskörper über dem oft Regen verhangenen Vancouver nur ziemlich selten zu sehen ist.

Vier Noten zur Viertelstunde, acht zur halben Stunde, zwölf um viertel vor und sechzehn zur Stunde werden von der Uhr geblasen. Diesen folgt eine Serie von Tuten mehrerer Dampfpfeifen und, zur vollen Stunde, ein Schmettern der großen Dampfpfeife, bevor die Uhr mit einem lauten Seufzer und einem großen Dampfausstoß wieder in Stille versinkt.

Die Uhr ist 5,5 Meter hoch und hat – wie eine große Turmuhr – vier ( nachts beleuchtete ) Zifferblätter mit römischen Ziffern Die Zifferblätter, umgeben von einem 24 Karat Goldrand werden jeweils von emaillierten kupfernen floralen Rosenmotiv umsäumt. Die Gesamtkonstruktion wiegt etwa 2000 Kilogramm; das Gehäuse ist aus gegossener Bronze und enthält eine auf alten Konstruktionen beruhende, rekonstruierte Turmuhr mit Sekundenpendel.

Eine kleine einzylindrige Dampfmaschine Model Stewart Turner, betreibt eine endlose Förderkette mit Drahtgitter-Schaufeln, die Stahlkugeln über das Uhrwerk befördert.

Oben angekommen, werden sie auf eine andere Kette gewechselt und treiben dann mit ihrem Eigengewicht beim Herunterrollen die kleine Turmuhr mit Stiftehemmung an. Die vergoldete Pendellinse hat eine Masse von 20 kg.

Das Ganze geschieht in einem endlosen Prozess und dauert für die einzelne Kugel ca. 4 ½ Minuten. Das Werk, die gesamte Technik und alle Vorgänge sind durch Glasscheiben auf allen Seiten einsehbar.

Physikalisch gibt es einige interessante Teile in der Dampfuhr. Zum Beispiel die einzylindrige Dampfmaschine, die aufgrund ihrer Konstruktion mit den beiden Totpunkten am Anfang und Ende der Kolbenbewegung immer laufen muß, da sie, sollte sie in einem der Beiden stehen bleiben, nicht alleine anlaufen würde. Eine alte Dampflok mit zwei, um 90 Grad versetzten Zylindern kann immer anfahren !

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Die Hauptarbeit der Dampfmaschine ist es, die Gewichte – in diesem Falle Stahlkugeln - hochzuziehen, welche, wenn sie auf die zweite Kette bewegt werden, der Schwerkraft folgend nun mit ihrem Gewicht dem Uhrwerk als Kraftspeicher dienen. In Vancouvers Dampfuhr garantiert die endlose Anhebung der Gewichtskugeln gleichzeitig einen ständigen "Vollaufzug", was eine gewissen Vorteil bei der Justage bringt.

Die Kugeln von der zweiten Kette laufen nach Wegschwenken ihres Förderkorbes wieder zur ersten Kette und werden dort zum abermaligen Transport nach oben bereitgelegt.

Die Pfeifen werden von einem Gerät kontrolliert, welches üblicherweise eine Musikbox betreibt. Metallfinger tasten eine mit Stiften versehene Walze ab und betätigen Mikroschalter welche wiederum den Dampf durch ein Magnetventil an eine bestimmte Pfeife steuern.

Dieser Teil der Uhr ist der einzige, der Elektrizität benötigt.

Am Walzendurchmesser ist je 90 Grad versetzt ein Stiftesatz , der die Viertelstunden Pfeifen auslöst. Alle Pfeifen sind, was Form und Ton angeht , alten Fährboot Pfeifen nach empfunden.Die Pfeifen wurden in der Werkstatt der zentralen Dampfverteilung der Stadt getestet.

Warum, woher und wieso aber eine Dampfuhr ? Viele Gebäude in Gastown, Stadtteil von Vancouver, werden von einem Heizungssystem geheizt, daß aus Erdgas in einer großen Dampfanlage neben dem Stadion erzeugt wird. Zum Zweck des Dampfabzuges haben die unterirdischen Röhren an vielen Straßenecken Öffnungen, die auf Bürgersteigen von großen Pflanzkübeln verkleidet werden.

Als die Stadtverwaltung von Vancouver im Namen der Sanierungsarbeiten von Gastown nach einer Alternative zu Pflanzkübeln suchte, kam der Planungsabt. (Jon Ellis) 1974 die Idee, eine Uhr zu bauen, die gleichzeitig den Dampf zum Antrieb verwenden konnte . Aber wer sollte sowas bauen ? Die Reputation Saunders als langjähriger Uhrmacher brachte ihm zunächst die Anfrage ein. Saunders begann mit Hilfe eines damaligen Freundes und Lehrers Dough Smith in dessen Haus. Sie waren zu 75% fertig, als es zu einem Streit über die Vermarktung des Herstellernamens kam. Das städtische Komitee und Saunders bezahlten ihn für die bisherige Arbeit aus und Saunders gründete seine neue Firma "The Gastowns Steam Clock Co.Ltd."

Er und Smith haben von da an kein Wort mehr miteinander geredet. So hat leider die Uhr auch eine Freundschaft gekostet.

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1976 erhielt Saunders den Auftrag der Stadt, "ein Auftrag den ich akzeptierte ohne zu wissen, daß der Bau einer solchen Uhr eigentlich nicht möglich ist....", sagte er scherzend.

Im Orginaltext einer der Unterlagen ist hier zu lesen: "Jon didn’t know, it was practically impossible to build a steam clock, and I was too stupid to know."

Das Problem ist, daß Uhren und Dampf normalerweise nicht zusammenpassen; "Eine Uhr mit Dampf anzutreiben ist, wie wenn man versucht ein Auto auf dem Wasser fahren zu lassen" führte er aus.

Wie vorauszusehen, gab es einen Kampf um den Bau: die Kosten wurden auf $ 25,000 geschätzt bis der billigste Kostenanschlag unterbreitet wurde. Am Ende – die Einweihung der Uhr geschah am 24. September 1977 - mußten die Gastown Grundbesitzer und Geschäftsinhaber einen Kostenaufwand von $ 58,000 verkraften. Immerhin ist das billiger als die zweite Dampfuhr der Welt, die im Jahre 1994 nach Japan exportiert wurde und über $ 200,000 kostetet. Es ranken sich diverse Geschichten um Saunders zu dieser Zeit: Er muß sehr geschimpft haben " er arbeite für 50 Cent die Stunde" und er müsse wohl zum Mörder werden, um die Summen zusammen zu bekommen. Auch muß er manchmal tatsächlich Pleite gewesen sein, um am Abend dann doch wieder einige tausend Dollar von der Stadt erhalten zu haben...

Das nächste Problem war der Erwerb des Mechanismus für die Uhr. Zu dem Zweck schrieb Saunders vier der größten Hersteller der Welt in England an. Ihre Reaktion war eine des Entsetzens: keineswegs wollten sie ihre Uhrwerke mit Dampf assoziiert haben. Ein Hersteller verwarf die Idee sofort als nicht ausführbar. Dagegen dachten sich Gillet und Johnston of Crydon, eine alte etablierte Turmuhrenfirma, es wäre eine excellente Aufgabe und boten Hilfe jeder Art an. Diese Recherchen verbrauchten vier Monate Zeit bis er seine erste Order für das Uhrwerk abgeben konnte. Natürlich wurde beim Bau der Uhr der Feuchtigkeitsfaktor bedacht und der gesamte Uhren- und Antriebsmechanismus von einem Gehäuse eingekleidet und vom Dampfantrieb getrennt.

Die Schwierigkeiten während des Baus in Saunders Werkstatt waren enorm: er mußte z.B. aufgrund der Größe der Uhr einen Teil des Fußbodens und seine Treppe in den Keller herausbrechen, um an der Uhr im aufgebauten Zustand arbeiten zu können. Den Keller erreichte er fortan über eine Leiter.

Große Bedenken waren auch mit dem Straßenverkehr – hier besonders mit den Vibrationen durch Lastkraftwagen – verbunden. Die Straße ist eigentlich aufgefülltes Land und die Erschütterungen werden weitergegeben. ! Jon Ellis vom Auftraggeber sorgte aber dafür, dasß seit der Uhr-Installation die Fahrzeuge an der Kreuzung nur noch 30 fahren dürfen. Ausserdem erhielt die Uhr ein massives Fundament, das zudem noch bis auf den gewachsenen Boden hinabreicht. Vier Puffer isolieren zudem das Uhrwerk vom Rahmen

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Besucher sind manchmal davon überzeugt, daß die Uhr mehr als hundert Jahre alt ist. Sie sind dann überrascht, daß der Hersteller der Uhr noch lebt, ja, sogar noch ein relativ junger Mann ist. Wenn sie ihn treffen , glauben sie, es sei der Sohn des Herstellers, und Saunders erhält immer wieder Beifall wenn er erscheint.

Die Uhr wird von Saunders betreut, gepflegt, gesäubert, repariert und hin und wieder restauriert. Die Stadtverwaltung zahlt ihm dafür eine bescheidenes Entgelt. Im Jahr 1994 wurden die Pfeifen renoviert, damit sie einen besseren Klang abgeben.

Er sorgt sich um die Uhr wie um sein Kind, und er fragt sich jetzt schon, "wer wird die Aufrechterhaltung übernehmen, wenn ich nicht mehr da bin ? Die Stadtverwaltung hat zwar ein Handbuch und Gebrauchsanweisungen, aber..." Die Uhr ist sein "Baby", und er traut keinem zu, ihren Bedürfnissen zufriedenstellend nachzukommen.

Saunders, in Vancouver geboren, hat eine große Liebe und die heißt "öffentliche Uhren" oder besser gesagt " Orientierungspunkte" – futuristische Megauhren – je größer desto besser ! Bis jetzt hat er 50 öffentliche Uhren gebaut – sie sind überall in Kanada zu finden, an öffentlichen Gebäuden, Kirchtürmen, in Konferenzräumen und Veranstaltungssälen. Unter anderem die weltgrößte Monduhr ( 19,8 Meter Durchmesser) Er arbeitet gerne mit Architekten, wenngleich er häufig beim kreativen Entwurf nachgeben muß.

Fantastische Gebilde sind momentan auf seinem Reißbrett: Uhren die Laserstrahlen einbeziehen; "Gefühls"-uhren nennt Saunders sie, "die dem Besucher ein herrliches Gefühl verleihen sollen, die zu einem Erlebnis werden". Zum Beispiel ist geplant, das der Besucher in einem geschlossen Zuschauerraum eintritt, in dem Platz für etwa 50Personen besteht. In der Mitte steht ein riesiger , in Glas gehüllter Mechanismus. Lichteffekte synchronisiert mit Musik umgeben die Besucher- hohe Noten haben helle Farben, tiefe Noten sind dunkelfarbig. Eine schöne Orchesterbearbeitung von Glockenspielen ist vorgesehen. " Diese Uhr wird die Menschheit beruhigen und entspannen ", schildert Saunders seine Fantasieuhr.

Die Menschen von heute seinen zu angespannt, nervös und von Zeit gehetzt. Ihr Lebensstiel werde von der Uhr diktiert, meint der Mann, dessen tägliches Arbeitsfeld die Behandlung von Zeitmessungsintrumenten ist. Obwohl umgeben von hunderten von Uhren in einer Werkstatt, bewegt er sich entspannt und locker durch seinen Arbeitstag und durch seine vielen anderen Interessen wie Tiefseetauchen, Skilaufen und Fliegen.

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Die Inschriften der 3 Bronzetafeln im Sockel der Dampfuhr

 

DIE GASTOWN DAMPFUHR
Gewidmet den Bürgern von Vancouver
Durch die Gemeinde von Gastown
Gestiftet vom früheren Major Art Phillips,
ein Bürger der Stadt von Gastown,
mit Verehrung an Jack Valrich,
Bürgermeister der Stadt Vancouver
Am 24.September 1977

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GASTOWN
Diese Uhr steht an der westlichen Grenze des alten
Stadtteils Granville, bekannt als Gastown.
1870 war der Strand von Burrord Island
nur einige Yards nördlich dieses Punktes.
In den frühen Jahren ca.1900‘s war Gastown
das kommerzielle Zentrum Vancouvers,
wurde 1960 Zentrum der Skid-Road
und in den frühen 70er wurde es in den alten
Stand zurückversetzt.
Eigentümer, Makler, Bürger, Stadtverwaltung arbeiteten
zusammen an der Stadtverschönerung.
John W. Parker arbeitete als Leiter des Kommitees
zwischen Januar 1967 und September 1977

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DIE GASTOWN DAMPFUHR
Entwickelt und gebaut
Von Raymond L. Saunders, Uhrmacher.
Der Welt erste dampfangetriebene Uhr
wurde gebaut zum Vergnügen
von jedermann.
Der Dampf zieht die Gewichte auf und und
bläst die Pfeifen. Alle 4,5 Minuten
wird ein Stahlgewicht durch Dampfkraft
zur Spitze der Uhr befördert.
Der Schwerkraftantrieb "fallende Kugel"
wurde durch Douglas L. Smith entworfen.
Jede Viertelstunde spielt die Uhr
die Westminster Melodie.
Die Große Pfeife ertönt zur vollen Stunde.
Der Dampf wird durch das
unterirdische System der zentralen
Wärmeverteilung zugeführt.
Die Komponenten kosteten 342.999 $
und die Uhr wiegt über zwei Tonnen.

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Die Firma Landmark

Darstellung im Internet http://www.landmarkclocks.com:
‚works of Art – Art that works
Wir sind eine Firma in Vancouver, Canada, und widmen uns der Schöpfung öffentlicher Skulpturen, die die Zeit anzeigen. Bitte nehmen Sie sich die Zeit, um sich 25 Jahre dedizierter Arbeit an öffentlichen Uhren anzusehen.

Unsere Vision:
"Öffentliche Uhren zu kreieren, die durch ihre Ansicht, Geräusche und innovative Technologie städtischen Stolz fördern und die den zukünftigen Generationen Nützlichkeit und ein gutes Gefühl vererben"

Ray Saunders, Gründer
Alle unsere Designs, klassisch, einfach oder barock-ornamental, beinhalten den höchsten Grad an technischer Innovation

Kundenanschreiben:
Landmark Clocks International ist eine in Vancouver ansässige Design Gruppe, die spezialisiert sind in Lieferung aller Arten von öffentlichen Uhren und einmaligen Zeit-Skulpturen. Anbei unser Informationspaket und Firmen Broschüre, die einige der öffentlichen Uhren zeigt, die von Landmark in den letzten Jahren gebaut wurden. Die bekannteste ist die Gastown Steam Clock, wie im National Geographic Magazine, Oktober 1978 beschrieben.

Landmark liefert führende Technologie heutiger Tage. Beispiele sind das ‚Intrawest Resort‘ Glockenspiel in Blackcomb, mit Dampfwolken beim Spiel und die weltgrößte Monduhr am Bridgepoint Markt in Richmond.

In den vergangenen 25 Jahren hat unsere Firma eine Reihe Kunden beliefert, die Architekten, lokale und internationale Gebäudehersteller und öffentliche Auftraggeber beinhaltet. Landmarks Mitarbeiter haben in mehreren Ländern und Verwaltungen Erfahrungen gesammelt und sind in diesem Zusammenhang geeignet, qualifizierte Unterstützung bei der Planung und Realisierung einer einmaligen Uhr für Ihre Bedürfnisse zu geben. Glockenschlag Systeme, Industrie-Mechanik, Zifferblätter und schattenlose Hintergrundbeleuchtung sind einige unserer Spezialitäten.

Wir würden uns glücklich schätzen mit Ihnen zu diskutieren, wie wir Ihr Ziel einer öffentlichen Uhr erreichen können. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben oder spezielle Informationen benötigen, kontaktieren Sie uns durch Telefon oder Fax.

Aufrichtig,
Landmark Clocks International
Raymond L.Saunders, President ,
Horologist NAWCC #20102

Öffentliche Uhren, Consulting, Design, Uhrenbau, Antike Uhren, Jahrgangsuhren, Verkauf, Beurteilungen, Restaurations Spezialist.

 

Adresse

Landmark Clocks International
123 Camble Street,
Vancouver , Canada, V5N 2K6 (ehemals V6B 4R3)
Telefon (604) 669-3525 Fax (604) 684-2100
Montag bis Freitag 9:00-17:00, Samstag 11:00 bis 16:00
Internetadresse http://www.landmarkclocks.com

Ebenda: TICK-TALK, Werkstatt und Galerie

Ebenda: "Museum of time", außergewöhnliche Sammlung antiker und sammelwürdiger Uhren

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Referenzen u.a.

World Time Clock in Gastown
Zeigt 20 Zeitzonen durch 10 Uhren
die Kontinente sind handgemalt auf zwei hemispherischen Plexiglas-Kugeln

Sinclair Heritage Clock , ex Turmuhr des Vancouver Post Office

Uhrwerk von 1909 mit Dennison Hemmung ( John Smith & Sons, Derby, England )

im Atrium aufgestellt, schlägt dort die Stundenglocke.

Bridgepoint Public Market Lunar Clock

Der Welt größte Monduhr mit 12 Meter Pendel das über ein Getriebe die Mondscheibe in 59 Tagen dreht und per Zeiger den Mond-Tag zeigt.

Bridgepoint Market Tower

45 Meter hoher Turm des Einkaufszentrum mit Zifferblättern und digitalem Carillon

Lions-Clock in Vancouvers Queen Elizabeth Park,

Gedenkuhr des Mandarin Lions Club Vancouver an die Partnerschaft mit dem South Kowloon Lions Club in Hong Kong

und weitere über 50 öffentliche Uhren

Die geplante Laserstrahluhr anläßlich der Expo wurde nicht gebaut, da sich kein Sponsor für die notwendigen 300000 bis 1 Million kanadischer Dollar fand.

In Projekt befindet sich eine Laserstrahluhr, die mittels eines Reflektors am ‚Grouse‘ Berg den Laserstrahl in der Nachthimmel über Vancouver schicken soll, um die Uhrzeit der gesamten Stadt sichtbar zu machen.

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Die zweite Dampfuhr

Der Zwilling der Gastown Dampfuhr wurde 1994 in Otaru, Japan, gebaut. Diese Uhr wird ebenfalls mit einer Scherenhemmung betrieben, hat ein 75 engl.Pfund schweres Pendel und wird durch einen Getriebemotor aufgezogen.

Sie hat eine handgemalte Mondscheibe und zeigt das Mondalter an.

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Danksagung

Danke sagen möchte ich folgenden Personen:

  • Hr. Hagen Blankenburg jr., Neuwied
  • Hr. Werner Faust, White Rock, Kanada
  • Dr. Burchart Hahn, Merzig
  • Hr. Ernst Happel, Mörfelden
  • Hr. Karel Kolar, Darmstadt
  • Dr. Wolfgang Lympius, Frankfurt
  • Hr. Werner Schmid, Stuttgart

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Schlußkommentar

Die städtischen Auftraggeber waren nicht sehr enthusiastisch, höchstens beeindruckt, als sie die Rechnung der Uhr überreicht bekamen.

" Ich denke, es ist großartig, kein Problem mit dem Geld –" soll Jon Ellis gesagt haben.
" Es ist ähnlich einem imposanten kleinen Spielzeug"

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Für weitere Informationen wende Dich bitte an : Christian Borck

 


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